Hätten Sie nicht ein paar Tricks & Tipps?
Ist eine Frage, die ich in meinen Fortbildungen zum Thema „Sprachliche Bildung“ gestellt bekomme. Tipps und Tricks, um Kinder zum Sprechen zu bewegen, Sprache hervorzulocken. Genauer lautet die Frage oft:
Hätten Sie nicht ein paar Tipps und Tricks, wie wir Kinder zum Sprechen anregen können? Eine sehr gute Frage. Eine wichtige Frage. Ohne Zweifel.
Keine Zauberin – keine Tricks
Wenn ich eine Zauberin wäre, hätte ich bestimmt den einen oder anderen Zaubertrick auf Lager. Doch so muss ich leider passen. Immer. Jedes Mal. Schon seit 15 Jahren. Seit ich mich mit dem Thema „Sprachliche Bildung“ bzw. mit „Alltagsintegrierter sprachlicher Bildung“ beschäftige.
Mir ist, weder in den Seminaren, die ich selbst zu dem Thema besucht habe, noch in den vielen Fachbüchern, die ich dazu gelesen habe, der ultimative Tipp oder Trick begegnet. Auch keine anderen Tipps und Tricks, wie ich oder jemand anderes Kindern Sprache entlocken können.
Begegnet sind mir Impulse, die Beschreibung einer Haltung. Kein Trick, aber vielleicht Tipps, die die individuelle sprachliche Bildung von Kindern unterstützen und anregen.
Die schlechte Nachricht: Kinder sprechen oder sie sprechen nicht. Punkt.
Wenn sie sprechen ist erst mal alles gut. Wenn sie nicht sprechen, dann gilt es Ursachenforschung zu betreiben. Es gibt viele Möglichkeiten, warum ein Kind nicht spricht.
Angeborene oder körperliche Ursachen, wie Gehörlosigkeit, Aphasie oder eine Schädigung der Sprechorgane.
(Selektiver) Mutismus eine weitere.
Konnten angeborene oder körperliche Ursachen ausgeschlossen werden, kann es sein dass das Kind aufgrund von Stress oder traumatischen Erlebnissen nicht spricht (Mutismus).
Die gute Nachricht: (Fast) jedes Kind lernt sprechen.
Tipps und Tricks
Ja, die gibt es. Nur nicht in Form von Rezepten, „Tun Sie dies“ und „Lassen Sie das“ oder „Nehmen Sie drei Tropfen hiervon dreimal täglich mit Kopfstand immer um 8 Uhr morgens…“.
Der Trick und ultimative Tipp liegt in der Beobachtung und Interaktion mit den Kindern/dem Kind.
Je mehr ich lese, mich informiere, recherchiere – am Ende kommt es immer auf die Interaktion zwischen dir und dem Kind an und auf die Situation.
Manche Kinder fühlen sich in großen Gruppen nicht wohl. Möchten im Morgenkreis (Sitzkreis, Erzählkreis, Stuhlkreis) nichts sagen. Dafür beteiligen sich andere Kinder gerne und erzählen viel.
Manche Kinder fühlen sich in Kleingruppen wohler, andere bevorzugen den 1:1 Kontakt, zum Beispiel beim Wickeln.
Jedes Kind ist individuell. Das eine ruhig, das andere erzählfreudig, das nächste bevorzugt ausgewählte Situationen und/oder Personen.
Der wirklich ultimative Trick (Lifehack): Sensitive Responsivität & Zeit
Du selbst bist der Trick. Der ultimative Tipp, der ultimative Lifehack, wenn es darum geht mit Kindern zu kommunizieren, zu interagieren. Mit ihnen in einen Dialog zu gehen. Sensitive Responsivität.
Es ist unsere Haltung mit denen wir Kindern begegnen.
Und die Zeit, die wir mit Kindern verbringen. Ob beim Spielen, in 1:1 Situationen, in Kleingruppen, im Morgenkreis, in der Garderobe, etc.